Donnerstag, 10. Juni 2010

Horn von Afrika

Unerhört, wie seit Wochen über einen der verdientesten deutschen Stürmer hergezogen wird. Plastiktröte, Lärmboje, Elefanten-Törö - das hat Uwe Seeler nicht verdient. Der Mann ist Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, war einer der besten Mittelstürmer, hat in 72 Länderspielen 43 Tore geschossen - eins sogar mit dem Hinterkopf bei der WM 1970.

Und so ein integrer Mensch, der immer seinem HSV treu geblieben ist, allen Verlockungen aus dem Ausland, ja sogar der Plattenindustrie widerstanden hat, ist plötzlich vielerorts unerwünscht? Köln hat vor ein paar Tagen ein Uwe-Seeler-Verbot ausgesprochen, beim Public Viewing muss er wie ein Störenfried außen vor bleiben und auch in Flugzeugen darf er neuerdings keinen Ton mehr von sich geben. Selbst in der deutschen Nationalmannschaft geht man mittlerweile auf Distanz. Zu laut: Man fühle sich in der Konzentration gestört, hieß es gestern aus dem DFB-Quartier in Südafrika.

Okay, Lärm kann krank machen. 20 Prozent aller Jugendlichen leiden an irreparablen Hörschäden, weil sie die Stöpsel ihres Mp3-Players zu lange im Ohr tragen oder sich stundenlang in der Disco beschallen lassen. Aber Uwe Seeler? Der hat früher höchstens mal Werbung für ein altbackenes Rasierwasser gemacht und preist neuerdings für einen Lebensmittelkonzern WM-Utensilien an: Fahnen, Schals, T-Shirts und diese furchtbaren Lärminstrumente.

Seitdem mir einer beim Länderspiel mit dem Horn von Afrika ins Ohr getrötet hat, verstehe ich nur noch die Hälfte. Vuvuzela heißen die, glaube ich. Vuvuzela? Klingt wie Uwe Seeler. Da habe ich wohl einiges durcheinandergebracht. Sorry Uwe.

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